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Im Gotthard kann man mit 4G surfen

Roger Emmenegger im Interview mit der Quartierzeitung «Zürich Nord»

Die Oerliker Eraneos Group plante im Gotthardtunnel die Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on und die Leittechnik. Eine grosse Her­aus­for­de­rung war die lange Rea­li­sie­rungs­pha­se.


Die Politprominenz aus ganz Europa fuhr bei der Eröffnung am 1. Juni durch den Gotthard. Eifrig wurden Bilder der deutschen Bun­des­kanz­le­rin Angela Merkel, des französischen Staats­prä­si­den­ten François Hollande oder des italienischen Mi­nis­ter­prä­si­den­ten Matteo Renzi aus dem 57 Kilometer langen Tunnel in die weite Welt geschickt. Gleichzeitig strahlte das Schweizer Fernsehen Live-Bilder in die Wohnzimmer des Landes aus. Wer im Zug sass, konnte über das Smartphone selber direkt die Live-Sendung mitverfolgen.


Roger Emmenegger sass ebenfalls im Zug. Er ist Bereichsleiter Öffentlicher Verkehr beim ICT-Beratungshaus Eraneos Group. Und er liess es sich nicht nehmen, das mobile Netz im Tunnel auf Herz und Nieren zu prüfen. «Es hat alles funktioniert, und es gab keine Unterbrüche», erzählt Emmenegger stolz. Beim Gotthard-Basistunnel war die Oerliker Firma massgeblich an der Projektierung von Teilen der Bahntechnik beteiligt. «Wir haben die Tun­nel­leit­tech­nik, das Datennetz, die Telefonie und den Funk geplant», sagt Emmenegger. Die grösste Her­aus­for­de­rung sei dabei die lange Rea­li­sie­rungs­pha­se von 13 Jahren gewesen. «Seit 2003 waren wir am Projekt beteiligt.»


Nun ist es fast vollbracht, und der Gotthard-Basistunnel wird auf Herz und Nieren mit Testfahrten geprüft. Emmenegger: «Teilweise müssen wir noch Anpassungen vornehmen, aber es sind nur Kleinigkeiten.» Während die Bahn­leit­tech­nik für die Bedienung und Au­to­ma­ti­sie­rung der Stellwerke verantwortlich ist, werden mit der Tun­nel­leit­tech­nik die Anlagen wie Lüftung, Nie­der­span­nungs­ver­tei­lung, Türen oder Beleuchtung ferngesteuert. «Die Überwachung erfolgt aus der Be­triebs­leit­zen­tra­le in Pollegio beim Südportal», erklärt Emmenegger. Ein funk­tio­nie­ren­der Bahnbetrieb setze aber auch ein zuverlässiges Mo­bil­kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz voraus. «Damit das Funksignal im Tunnel nicht abbricht, braucht es eine spezielle Anlage.» Das Signal werde deshalb mit einem sogenannten Leckkabel im Tunnel verteilt.


Ein Kabel mit «Löchern»

Emmenegger: «Man kann sich das Kabel wie ein Be­wäs­se­rungs­schlauch vorstellen.» Das Kabel habe «Löcher», bei denen die Funkwellen ein- und austreten. «Da es im Tunnel keine Ei­sen­bahn­si­gna­le gibt, erhalten die Lokführer die Informationen direkt über Funk in den Führerstand», erklärt Emmenegger. Der Tunnelfunk werde also einerseits für die Zugsicherung und andererseits für das Si­cher­heits­funk­netz (Polycom) der Ret­tungs­or­ga­ni­sa­tio­nen genutzt. Zudem verbreitet man darüber auch die Mo­bil­kom­mu­ni­ka­ti­on von Swisscom, Sunrise und Salt. «Der Tunnel ist für 4G ausgerüstet», sagt Emmenegger. Gerade dies sei ein besonderer Knackpunkt gewesen, so der 53-jährige Elek­tro­in­ge­nieur. «Bei der Planung war die 3G-Technologie aktuell. Wir mussten das System deshalb noch auf 4G erweitern.»


Für die Eraneos Group geht nun ein langes Projekt langsam zu Ende. «In den letzten eineinhalb Jahren bin ich mindestens einmal wöchentlich mit dem Elektrovelo durch den Tunnel gefahren und habe die Arbeiten kontrolliert», erzählt Emmenegger. Doch es habe sich gelohnt. «An einem solchen Jahrhundertbau mitzuarbeiten, ist etwas Einzigartiges.» Noch lässt die NEAT den Ingenieur aber nicht los. «Die Eraneos hat auch die Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on und die Leittechnik im Ceneri-Basistunnel geplant», so Emmenegger. Dieser wird erst Ende 2020 eröffnet.


Von: Pascal Wiederkehr, Quar­tier­zei­tung «Zürich Nord», 15.06.2016

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